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Sonntag, 19. Februar 2012

Zwei Jahre später



Kapitel 6



Ich sass am Frühstückstisch und löffelte wie jeden Morgen meine Cornflakes. Da kam Callie in die Küche gestürmt. „Oh.Mein.Gott! Em, du wirst es nicht glauben!“, rief sie aus und liess sich auf den Stuhl mir gegenüber fallen. „Was werde ich nicht glauben?“, fragte ich sie. „Du siehst aus, als hättest du gerade erfahren, dass du die Queen treffen wirst.“ Ich zog sie auf. Seit John, Callies Vater, beruflich in England berühmt geworden war, konnten wir an all die Elitepartys gehen, wofür wahrscheinlich viele sterben würden, aber wir legten nicht wirklich grossen Wert darauf. „Sehr witzig! Aber nein, ich kann mir das ersparen, denn es ist was viel besseres! Ich geh mit Adam aus! Du kannst es nicht glauben, oder? Oder?!“ Sie schrie beinahe und ich stand nur auf und räumte die Schüssel in den Geschirrspüler. „Ich glaub dir, ok? Also hör auf so rumzuschreien.“ Sie nickte stumm und ich verdrehte die Augen. Typisch Callie, solange es extrem war, war es gut. „Lass mich raten: Du brauchst was zum Anziehen?“, riet ich. „Du bist die Beste, lass uns gehen!“ Diesen Ausruf hatte ich schon erwartet.  Sie schnappte sich meinen Arm und zog mich zum Eingang. „Du weisst, dass ich nicht dein Hund bin und dir überall hin folge?“, erkundigte ich mich während ich mir meine Lederjacke überstreifte und in die Pumps schlüpfte. Callie rannte beinahe die Treppe zur Strasse runter. „Ja, ich weiss, aber du musst einfach mitkommen, du hast dieses super Gefühl für Farben und Style. Das habe ich nicht, und ausserdem weisst du einfach besser ob etwas zu edel ist oder nicht. Und du weisst, dass ich Recht habe, also versuche es gar nicht abzustreiten.“ Es war ein Wunder, dass sie nie innehalten musste, um Luft zu holen, da sie doch so schnell redete. Ich schüttelte nur leicht den Kopf und folgte ihr über die belebte Strasse zur U-Bahnstation, damit wir zu unserer lieblings  Einkaufsstrasse fahren konnten. 

Wie immer war Forever 21 vollgestopft, aber es war immer noch der beste Laden auf der ganzen Welt. Callie zog sich gerade um, damit sie mir probeweise ein Outfit zeigen konnte. „Und was denkst du?“, fragte sie mich, als sie wieder aus der Umkleidekabine hervor kam. „Ist das nicht zu sehr Ich-bin-ja-so-reich-und-toll-mässig?“ Ich grinste. „Nein ist es nicht, Cal und das weisst du! Es steht dir perfekt und ein Rock anzuziehen ist kein Verbrechen, sondern eine ganz normale Alltagskleidung. Und willst du das jetzt nehmen oder nicht? Denn nach den 20 Sachen, die du schon anhattest, solltest du eigentlich etwas gefunden haben, oder nicht?“ Sie musterte sich noch einmal im Spiegel. „Ich nehme das hier. Dazu habe ich noch Schuhe, die perfekt passen.“ „Welche Schuhe?“, fragte ich sie und versuchte mir alle Schuhe ins Gedächtnis zu rufen die sie besass. „Meine schwarzen Pumps, die mit den Blumen drauf“. Stimmt, jetzt wusste ich wieder welche sie meinte. Sie verschwand wieder und zwei Minuten später, trug sie wieder ihre Jeans und ihr Top. „So lass uns zahlen und gehen. Ich habe heute noch nicht gefrühstückt.“ Ich lachte. „Da bist du jetzt wirklich selber schuld. Du hättest etwas essen können.“ „Lust auf Cupcakes?“, antwortete sie nur. Ich nickte. Das war eine total unnötige Frage, wir wussten beide, wo unser nächster Stopp war.  Ich sah mich um und lächelte dann ein bisschen traurig. Das hier war so anders, als der Ort wo ich aufgewachsen war. Hier war es besser, einfacher, daran herrschte kein Zweifel. Aber ich vermisste manchmal meine Freundin Abby und hin und wieder schweiften meine Gedanken zurück zu meiner Familie. Und ganz, ganz selten, dachte ich noch an Luis, auch wenn ich wusste, dass ich keinen von ihnen je wieder sehen würde. Dass ich eine neue Familie gefunden hatte, indem ich Callie, die ich wie eine Schwester liebte, kennen gelernt hatte, es  gab neue Freunde und es würde auch wieder Jungs wie Louis geben. Das wusste ich alles, aber manchmal hatte ich Heimweh, obwohl ich die Welt, in der ich lebte, liebte und wusste, dass dies der Ort war an den ich hingehörte.