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Montag, 12. Dezember 2011

Kapitel 2



Wie jeden zweiten Dienstag war Markt. Auf dem Weg zum Dorfplatz, lief ich an ein paar Feldern vorbei und entdeckte auf dem einen Louis. Ich beobachtete ihn heimlich aus der Ferne.  Doch plötzlich schob sich ein vertrautes Gesicht in mein Blickfeld. „Hat dieser verträumte Blick etwas zu bedeuten?“, fragte meine beste Freundin und grinste mich an. Hier auf dem Land waren sie mit vielen Dingen so viel offener, als es in der londoner Gesellschaft getan wurde. Auch wenn sich dort dieselben Sachen abspielten, wenn nicht noch schlimmere, aber dort geschahen sie im Geheimen.  Ich lächelte ein bisschen und schüttelte nur den Kopf. „Ich hab nur nachgedacht“, erwiderte ich und wir machten uns zusammen auf den Weg zum Markt. Abigail grinste nur, sagte aber nichts weiter. Was im Moment wohl gar nicht so schlecht war. Der immer fröhlichen Abby konnte man viel zu schnell ein Geheimnis anvertrauen, dass lieber ein Geheimnis bleiben sollte. Aber genau deshalb war sie meine Freundin geworden. Sie war die einzige die mir hier am Anfang nicht mit Misstrauen entgegenkam, sondern von Anfang an freundlich gewesen war. Aber dieses Misstrauen war heute längst Vergangenheit.

Wir kamen schliesslich beim Markt an und es herrschte derselbe Trubel wie immer. Ein kleiner Junge lief schreiend an mir vorbei und ein weiterer folgte ihm auf den Fuss. Jetzt musste ich wirklich lächeln. Die Atmosphäre hier war immer entspannt. Abby und ich erledigten unsere Einkäufe. Wie jedes Mal kauften wir so ziemlich dasselbe ein. Was man halt so zum Leben brauchte. Mehl, Öl, ein paar Kartoffeln und da ich schon mal die Gelegenheit hatte, ein paar frische Früchte. Die Gedörrten waren zwar lecker, aber nach einiger Zeit, verging einem der Appetit auf sie.

Danach machten wir uns wie immer auf zu dem schmalen Feldweg, auf dem es kaum je eine Menschenseele hatte. Der kurze Spaziergang zum Fluss war unglaublich befreiend. Hier fühlte ich mich immer frei zu sagen was ich dachte und was ich wollte. Vor allem mit Abby. Wir lachten und redeten. Der neuste Klatsch des Dorfes machte die Runde. Die Tochter vom Metzger ist angeblich in anderen Umständen. Nun ja, das überraschte keinen. Sie war schliesslich schon eine ganze Weile Verheiratet. ‚Louis Schwester‘, schoss es mir durch den Kopf.

 Wir setzten uns auf einen grösseren Stein beim Flussufer und da fragte Abby plötzlich: „Und was gibt es bei dir Neues?“  Ich wusste nicht was ich antworten sollte. Kann ich ihr das wirklich sagen? , fragte ich mich kurz. Ich lächelte sie matt  an und zuckte mit den Schultern. „Ich werde… heiraten“, antwortete ich ihr und stockte dabei einmal kurz. Ich sah wie ihre Miene sich von gutmütig zu völlig entgeistert wechselte. „Was?“, fragte sie scharf. „Abby…kann ich einfach fertig reden?“ Wenn Blicke töten könnten, wär ich jetzt mausetot.. Aber sie schwieg. Und mir wollten die Worte nicht über die Lippen. Dann würden sie wirklich real sein. „Gestern Abend kam ein Bote zu uns…und er sagte das…man mit der Verlobung einverstanden sei….ich weiss nicht mal genau wen ich heiraten werde…“, brach ich schliesslich irgendwie hervor. Nun sah sie mich an. Ihr Blick wanderte von Enttäuschung zu Unglauben. „Und, du weisst es wirklich erst seit gestern?“, fragte sie mich dann verwirrt. Als Antwort nickte ich nur, dann nahm sie mich in die Arme und strich mir langsam über den Rücken. Sie so nah bei mir zu spüren tat gut und jetzt wusste ich wieder, wieso sie meine Freundin war. Während wir da sassen, aneinander gekuschelt, waren wir einfach still. Wir mussten uns nicht Unterhalten, denn ich wusste genau, was sie jetzt denkt und so war es auch bei ihr. Wir kannten uns in der kurzen Zeit die ich jetzt hier war, schon fast in und auswendig. Als die Sonne langsam unterging merkten wir, wie die Zeit vergangen war. Wir schauten uns an, und sagten beide zur selben Zeit: „Ich muss nach Hause. Mein Vater wartet sicher schon.“ Nun fingen wir an zu Lachen. Während wir gemeinsam nach Hause schlenderten, kamen wir wieder beim Markt vorbei. Die Männer und Frauen hatten angefangen, die Stände zusammen zu räumen. Wir winkten ihnen und sie schwangen freundlich die Arme, um zurück zu grüssen. Nach dem Markt gingen wir getrennte Wege.

Als ich schon fast bei unserem Hof ankam, sprang Louis, aus heiterem Himmel, aus dem Gebüsch.  Natürlich erschrak ich fürchterlich und liess den Korb mit den Besorgungen beinahe fallen. Ein paar Äpfel und Kartoffeln fielen trotzdem zu Boden. Er sank auf die Knie und sammelte alles, mit nur einer Hand, wieder ein. Die andere Hand, liess er hinter seinem Rücken versteckt. Als er wieder alles in den Korb zurück gelegt hatte, stand er auf und sah mir in die Augen. Seine schönen grauen Augen waren von einem Schatten überzogen. „Ich wollte mich nur nochmal richtig bei dir entschuldigen. Mein Verhalten gestern war falsch“, gestand er leise. War es wirklich erst gestern als wir zusammen auf dem Brunnenrand sassen? Mir kam es vor als wäre es Wochen her. „Ist schon in Ordnung“, erwiderte ich mit zittriger Stimme. Die Tränen wollten wieder kommen, doch ich konnte sie zurück halten. „Ich habe dir noch etwas Kleines mitgebracht“, sagte er dann. Nun zog er seine Hand hervor. Darin befand sich ein kleiner Kürbis, der für eine Suppe reichen würde. „Ich hoffe du magst Kürbiskuchen. Der kleine Kürbis hier, ist perfekt für einen Kuchen geeignet und ich dachte, dass du vielleicht einen Kuchen backen kannst.“, erzählte er mir. „Du fragst mich, ob ich Kürbiskuchen mag? Es ist eines meiner Leibgerichte, herzlichen Dank.“, antwortete ich ihm. Nun wurde sein Lächeln zu einem wunderschönen Lachen. „Dann habe ich wohl Glück gehabt“ „Hast du, wenn du möchtest kannst du auch ein Stück haben. Ich werde ihn morgen Nachmittag backen“, erwiderte ich. „Gerne, ich komme morgen nach Sonnenuntergang vorbei“, sagte er mit einem vorfreudigen Unterton in der Stimme.

Er lief davon und ich schaute ihm so lange nach, bis er nicht mehr zu sehen war. Nun stiess ich die Tür auf und verstaute zuerst mal alle Einkäufe. Nun musste ich mir ein gutes Versteck für den Kürbis überlegen. Ich wollte nicht, dass er gestohlen wird oder dass Missy, was weiss ich mit ihm anstellen würde. Als ich ihn dann im hintersten Winkel des Schrankes hineinlegte, verschloss ich die Tür sorgfältig und ging dann in meine Kammer. Jetzt machte sich die Müdigkeit in mir breit. Ich legte mich für ein kleines Nickerchen hin. Als ich wieder aufwachte, bemerkte ich, dass Missy sich an mich gekuschelt hat.  Da es nun Zeit fürs Abendbrot war, ging ich in die Küche. Auf dem Weg zu ihr, begegnete ich Vater und war erstaunt, dass er nüchtern war. Er setzte seinen Rat tatsächlich um. „Emilie, komm doch bitte mit mir mit, ich muss mit dir reden.“, sagte er. Nun, folgte ich ihm in die Hauptkammer und überlegte, um was es sich wohl handeln könnte. „Setz dich bitte“, forderte er mich auf. Als ich mich setze, kam Missy angeflitzt und sprang auf meinen Schoss. Vater schien es nicht einmal zu bemerken. Ganz in seine Gedanken versunken fing er an zu reden; „Wie du weisst, kam gestern ein Bote vorbei. Er hat mir eine freudige Mitteilung überbracht. Du wirst den Herzog von Cambridge heiraten. Wir werden wieder aufsteigen. Du kannst wieder auf Bälle gehen und wirst ihm einen Nachfolger gebären.“ Ich war geschockt. Ich wusste es zwar schon, aber es jetzt als offizielle Ankündigung zu hören, war anders. Je mehr ich über seine Worte nachdachte, desto beängstigender wurden sie. Auf Bälle gehen, wäre sicher toll, aber einen Nachfahren für den Herzog gebären, eher nicht. Da ich wusste, dass jeder Versuch ihn zu überreden, den Herzog nicht Heiraten zu müssen sinnlos wäre, probierte ich es erst gar nicht. „Kann ich jetzt das Abendbrot zubereiten?“, fragte ich ihn. Meine Stimme gehorcht noch nicht ganz, aber er merkte es nicht. Er nickte nur und ging aus dem Raum, direkt zur Haustüre hinaus. Ich begab mich in die Küche und schnitt das frisch gekaufte Brot in Scheiben, dann bereitete ich die Tomaten zu. Ich wusch sie, schnitt sie dann ebenfalls in Scheiben und legte sie auf einen kleinen Holzteller. Nun holte ich noch, ein paar getrocknete Kürbisscheiben hervor und legte sie zu den Tomaten. Für das Brot, hatte ich auch noch einen kleinen Käse geschenkt bekommen von Abby’s Vater. Es war ein Schafskäse und mit ein bisschen  Kümmel, würde er sicher gut schmecken. Nachdem ich alles zubereitet hatte, stellte ich es auf unseren kleinen Holztisch. Sobald ich die Becher gewaschen hatte, füllte ich sie noch mit Kürbissaft auf und stellte sie ebenfalls auf den Tisch. Jetzt musste ich nur noch auf Vater warten. Während des wartens, kam mir die Idee, dass ich jetzt schnell die Tiere füttern könnte. Also schnappte ich mir meinen Umhang und lief nach Draussen. Natürlich hatte ich wieder einmal die Kerze vergessen. Nachdem ich zurück war und sie geholt hatte fütterte ich die Tiere. Da ich auch noch einen Eimer mitgenommen hatte, konnte ich die zwei Kühe noch melken. Auch das war schnell getan und ich lief mit der frischen Milch zurück in die Küche. Wieder in der Küche, stellte ich die Milch in unsere kleine Vorratskammer und legte dann noch ein Holzscheit auf das halberloschene Feuer im Kamin. Nun, hörte ich wie die Türe aufgestossen wurde. Vater kam zurück. Er setzte sich an den Tisch und schnappte sich eine Scheibe Brot und bestrich sie mit dem Ziegenkäse. Ich trank ein wenig Kürbissaft und streute ein bisschen Pfeffer darüber. Während ich meinen Vater heimlich beobachtete, merkte ich, dass ihn irgendwas bedrückte. Ich schaute ihn fragend an. „Geht es Ihnen nicht gut?“, erkundigte ich mich. „Doch, sicher geht es mir gut. Wieso meinst du?“, fragte er zurück. „Ich dachte nur… naja, wenn es Ihnen gut geht ist ja alles in Ordnung. Sie wirken nur so bedrückt.“, antwortete ich ihm zögernd. Er schaute mich abwartend an, als ob er mich für verrückt hielt. Ich sagte nichts mehr und trank noch mal einen Schluck vom Kürbissaft. Langsam wurde ich hungrig. Während ich noch einmal ein paar Scheiben Brot abschnitt, teilte mir Vater etwas mit: „Es ist nur, dass wir schon nächste Woche nach London müssen.“ Nächste Woche! Das kann doch nicht sein Ernst sein. Wieso schon so schnell? Normalerweise dauert sowas doch viel länger. „Sind Sie sicher, dass wir schon nächste Woche los müssen?“, fragte ich vorsichtig. Er nickte nur und ass schweigend weiter. Mir blieb nichts anderes übrig, als dasselbe zu tun. Als er fertig war, stand Vater auf und lief zu seiner Kammer. Ich ass weiter und streute noch ein bisschen Kümmel auf mein Brot. Als ich mein Mahl beendet hatte, schnappte ich mir die Holzteller und trug sie zum Wassereimer. Nun machte ich mich an die Arbeit, die Teller sauber zu wischen.

Nachdem alles blitzblank war, verstaute ich es in dem kleinen Holzschrank und ging in meine Kammer. Ich zündete eine Kerze an und wusch mir das Gesicht. Nun wechselte ich meine Kleidung und legte mich in mein kratziges Lager. In Gedanken, dankte ich Gott für das Abendmahl und den restlichen Tag, auch dafür, dass Abby die ganze Nachricht mit meiner Heirat einigermassen gut aufgenommen hatte und besonders für den kleinen Kürbis von Louis.